Forschungssoftware braucht Strukturen: Wie FutuRSI zentrale Herausforderungen offener Forschungswerkzeuge adressiert
Die Nutzung von Forschungssoftware in der Wissenschaft wächst rasant – und mit ihr die Anforderungen an ihre Nachhaltigkeit, Offenheit und Infrastruktur. Die vom BMFTR (ehemals BMBF) in Auftrag gegebene und kürzlich erschienene Studie “Open Research Tools: Stand und Herausforderungen im Spannungsfeld von Forschungssoftware, Offenheit und digitaler Infrastruktur” analysiert den aktuellen Stand des Forschungssoftware-Ökosystems in Deutschland. Die Studie zeigt auf, wie sehr offene Forschungswerkzeuge (Open Research Tools, ORT) und Forschungssoftware zentrale Bausteine moderner Forschung in nahezu allen Disziplinen geworden sind. Und sie regt gezielt Maßnahmen an, um eine strukturelle Verankerung von ORT und Forschungssoftware im deutschen Wissenschaftssystem zu erreichen und um die dafür notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen.
Hier setzt das Projekt FutuRSI direkt an. Als Konzeptentwicklung für ein Research Software Institute in Deutschland will FutuRSI viele Maßnahmen zur Verankerung angehen, die die Studie zur Entwicklung disziplinenübergreifender Ansätze und Professionalisierung von Forschungssoftware-Strukturen offenlegt. Ein Überblick.
🛡️ Die Maßnahmen zur Verankerung: Was der Bericht aufzeigt
Strategischer Roadmapping-Prozess: Ein länger laufender Prozess unter Einbindung aller relevanten Akteure aus Wissenschaft, einschlägigen Communities und dem öffentlichem Bereich.
Balance zwischen zentral und dezentral: Kritische Abwägung zwischen einer eigenständigen zentralisierten Organisation und der Stärkung bestehender dezentraler Strukturen.
Bedarfsgerechte Herangehensweise: Umfassende Bedarfsanalysen aller relevanten Akteure als empirische Grundlage für strategische Entscheidungen.
Community stärken: Partizipative Formate (Workshops, Fokusgruppen) für gezielte Vernetzung und erhöhte Akzeptanz durch dezentrale Koordinationsmechanismen.
Maßgeschneiderte Fördermodelle: Die Brücke zwischen (Forschungs-)Förderprojekten und langfristig nutzbarer Infrastruktursoftware schaffen.
Langfristige Finanzierung sicherstellen: Institutionell verankerte Finanzierungsmodelle für kontinuierlichen Betrieb über Projektlaufzeiten hinaus ermöglichen.
Harmonisierung der Förderung: Abstimmung von Förderprogrammen auf EU-, Bundes- und Länderebene
🚀 FutuRSI: Antworten auf zentrale Herausforderungen
Das Projekt FutuRSI (“Konzeption und Anlaufphase eines deutschen Forschungssoftware-Instituts”) greift diese Problemlagen auf. Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines tragfähigen Konzepts für ein bundesweites Forschungssoftware-Institut. Dabei entstehen neben der Konzeptentwicklung auch innovative sowie partizipative Ansätze:
1. Dialogkoordination
Durch Stakeholder-Dialoge initiert und koordiniert das Projekt den Austausch zwischen wissenschaftlichen Software-Entwickler:innen (RSEs), Forschenden und zentralen Akteuren aus dem öffentlichen Bereich im Rahmen der Konzeptentwicklung.
2. Einbindung der deutschen RSE-Einheiten
FutuRSI kartiert das bestehende Forschungssoftware-Ökosystem in Deutschland mit dem Ziel, die dezentralen Strukturen ins Projekt einzubinden und Bedarfe für eine zentrale Einrichtung zu identifizieren.
3. Governance-Modelle für ein RSE-Netzwerk
Das Projekt entwickelt Modelle, die eindeutige Verantwortlichkeiten innerhalb eines Netzwerks von RSEs regeln und gleichzeitig partizipativ gestaltet sind.
4. Community Building & Vernetzung
Durch Workshops, Fokusgruppen und Webinare bringt FutuRSI Entwickler:innen, Forschende, Infrastruktur- und weitere Akteure zusammen. Das stärkt die Sichtbarkeit der Softwareentwicklungsarbeit und fördert die Kultur des Teilens und Wiederverwendens.
5. Strukturelle Förderung & Verstetigung
FutuRSI analysiert bestehende Services und entwickelt Szenarien, wie Forschungssoftware aus der Projektlogik herausgeführt und langfristig unterstützt werden kann – z. B. über dauerhafte Hosting-Angebote, nachhaltige Wartungsmodelle oder Infrastrukturpartnerschaften.
6. Unterstützung eines Kulturwandels
FutuRSI denkt Forschungssoftware systemisch: Das Projekt trägt als ein Baustein zu einem Kulturwandel in der Wissenschaft bei, der Forschungssoftware als gleichwertige Säule neben Daten und Textpublikationen durch Fürsprache und Policy-Arbeit positioniert.
🔍 Fazit: Von der Analyse zur Umsetzung
Der Bericht zu Open Research Tools liefert eine präzise Diagnose – FutuRSI entwickelt dazu konkrete Therapieansätze. Klar ist: Ohne tragfähige Strukturen, einer Kooperation relevanter Akteure und nachhaltiger Förderung bleibt Forschungssoftware ein Nebenprodukt. Durch das FutuRSI-Projekt besteht nun ein Akteur, der sich zum Ziel gesetzt hat, diese Lücke zu schließen und ORT sowie Forschungssoftware als integralen Bestandteil einer zukunftsfähigen Wissenschaft zu etablieren.
Studie auf Zenodo lesen: https://zenodo.org/records/15771943