Steigerung der Effektivität und Effizienz in der Forschungssoftwareentwicklung ist sowohl notwendig als auch möglich

31.10.2025

Willkommen zum dritten Beitrag unserer sechsteiligen Serie, die sich mit der Zukunft der Forschungssoftware in Deutschland auseinandersetzt. In jeder Folge präsentieren wir Stellungnahmen dazu, warum eine bundesweite Forschungssoftware-Institution geschaffen werden könnte und sollte, um das Forschungsökosystem in Deutschland zu stärken.

Der derzeit heterogene und fragmentierte Zustand des deutschen Forschungssoftwareökosystems führt zu erheblichen versteckten Kosten und Ressourcenverschwendung. Es existieren zahlreiche parallele Strukturen, manchmal sogar innerhalb derselben Institution, die zu redundanten Entwicklungen und ineffizienten, nicht standardisierten Einzellösungen führen.

Darüber hinaus erfordert es Zeit und Ressourcen, mit den vielfältigen, parallel laufenden Projekten und Initiativen Schritt zu halten, geschweige denn sie inhaltlich zu durchdringen. Die gegenwärtige Situation ist mittlerweile so komplex und vielfältig geworden, dass die strenge Wettbewerbslogik des deutschen Wissenschaftssystems nicht mehr der einzige Treiber sein kann und durch eine Wirkungslogik ergänzt werden muss.

Es gibt einen effektiveren und effizienteren Weg nach vorne: Lokale Einheiten oder Abteilungen könnten davon profitieren, unter einem größeren Dach zu arbeiten, ohne ihre Autonomie aufzugeben. Obwohl Community-orientierte, dezentrale Ansätze für Forschungssoftwareentwicklung wichtig sind, wäre die Einrichtung einzelner Gruppen innerhalb jeder Fakultät oder jedes Instituts kostspielig und würde kleinere, weniger gut ausgestattete Einrichtungen benachteiligen. Außerdem könnte die Zentralisierung bestimmter Funktionen, wie z. B. stärkere Vernetzung und Koordination, dazu beitragen, eine kosteneffizientere und effektivere Forschungssoftwareentwicklung zu schaffen. Auch wenn sich die Entwicklung gemeinsamer Forschungssoftware nicht immer kurzfristig auszahlt, könnte sie durch die Schaffung interdisziplinärer Strukturen zu einer stärkeren Zusammenarbeit beitragen. Daher ist die Verbesserung der Zusammenarbeit innerhalb und zwischen Organisationen besonders vielversprechend.

Lokale Transferansätze führen oft zu einer begrenzten Zahl an Nutzenden. Eine zentrale Stelle oder Abteilung könnte die Zusammenarbeit und Koordination zwischen verschiedenen Forschungsgruppen sowie zwischen diesen Gruppen und technischen Forschungs- oder Supportmitarbeitenden erleichtern. Eine stärkere zentrale Konsolidierung könnte sicherstellen, dass der Zugang zu sämtlichem verfügbaren Wissen für alle gelingt und die Entwicklung und Etablierung gemeinsamer Qualitätsstandards unterstützen. Eine klare und transparente Projektsteuerung, auch wenn sie nur minimal ist, kann dazu beitragen, Vertrauen in das Projekt und seine Fähigkeit aufzubauen, sich im Laufe der Zeit weiterzuentwickeln. Obwohl diese Umstrukturierung Herausforderungen mit sich bringt, insbesondere im Hinblick auf die Umverteilung von Finanzmitteln, könnten eine bessere Struktur und Governance dazu beitragen, die notwendigen Verbesserungen in Bezug auf Effektivität und Effizienz zu erreichen. Allerdings muss das Spannungsverhältnis zwischen diesen Vorteilen und der institutionellen Unabhängigkeit berücksichtigt werden.

Eine weitere Möglichkeit zur Steigerung der Effizienz wäre die bessere Nutzung bestehender hochwertiger Software. Allerdings müssen Geldgeber den Wert der Unterstützung bestehender Software durch Wartung und Nutzung erkennen und die Vorteile strategischer Designentscheidungen anerkennen, die zwar eine höhere Anfangsinvestition erfordern, aber langfristig äußerst vorteilhafte Auswirkungen auf die Entwicklung eines Softwareprojekts haben. Dadurch könnten Forschungsmittel strategischer für die Weiterentwicklung bestehender relevanter Software sowie für neue Software mit guten Aussichten auf langfristigen Erfolg eingesetzt werden. In dieser Hinsicht kann die Verbesserung der Veröffentlichungspraxis von Forschungssoftware mit einer Open-Source-Softwarelizenz dazu beitragen, dass ein Softwareprodukt weniger wahrscheinlich aufgegeben wird. Derzeit ist eine offene Praxis der gemeinsamen Nutzung jedoch keineswegs der Standardfall.

Eine nationale Forschungssoftware-Institution kann als Konsolidierungshub dienen, Wissen zentral verfügbar machen und dazu beitragen, Doppelarbeit zu vermeiden. Durch die Bereitstellung koordinierter Strukturen und Governance kann sie Best Practices etablieren und zu erheblichen Effizienzsteigerungen in der gesamten wissenschaftlichen Community beitragen, während die lokale Autonomie gewahrt bleibt. Für Förderorganisationen und politische Entscheidungsträger kann sie als einheitliche Stimme der Community auftreten, die sich für notwendige Veränderungen einsetzt.

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